Lebenslauf eines Schiffes
MS Rütli II – MS Rütli – MS Jurablick – MS Sassalbo
1919
1917 bestellte die schweizerische Sprengstoff AG Cheddite in Isleten, am schönen Vierwaldstättersee, bei der Firma Escher Wyss & Cie. in Zürich ein neues Personentransport- und Schleppschiff. Dieses Dampfschiff wurde nach Probefahrten im Oktober 1919 auf dem Zürichsee, am 6. Februar 1920 in Isleten feierlich auf den Namen „MS Rütli II“ getauft.
Nebst dem Transport von Fabrikpersonal von Flüelen über den See zur Fabrik in Isleten, wurde es in erster Linie für das Schleppen des grossen Fabriknauens eingesetzt, ausgerüstet mit einem Säure- und Presslufttank. Durch die spezielle Schalenform mit einem flachen Heckteil und einem grossen Steuerruder war das MS Rütli II äusserst wendig.
Bereits 1921 wurde es mit einem Daimlerbenzinmotor ausgestattet und war somit jederzeit betriebsbereit, wirtschaftlicher und weniger personalintensiv.
Nachdem Isleten ab 1951 über die Strasse erreichbar war, wurden die fabrikeigenen Schiffe sukzessive liquidiert.
1962 ca.
Ferdinand Kaufmann erwarb nach 1960 das MS Rütli und liess es zu einem Ausflugboot für Gesellschaftsfahrten umbauen. Mit dem Glasaufbau verschwanden der wunderschöne Schiffsaufbau mit Mahagoniholz und auch der markante Kamin. Der spritzverzinkte Schiffsrumpf wurde am Bug sowie im Heck abgeändert und musste mit Schottwänden ergänzt werden. Die zulässige Passagierzahl erhöhte sich von 35 auf 50 Personen, es begann eine neue Ära: das MS Rütli verkehrte nun vom Standplatz Flüelen aus mit Vereinen, Hochzeitsgesellschaften und Touristen in erster Linie auf dem Urner See.
2009
Im Mai 2009 erwarb Fred Fankhauser die MS Rütli von Ferdinand Kaufmann. Nach einer kurzen Renovationszeit wurde das Schiff vom Vierwaldstättersee in die Aare transportiert und in den Dienst der Öufi-Boot Flotte Solothurn gestellt. Die MS Rütli wurde zur MS Jurablick umgetauft und wurde erfolgreich auf der Strecke Solothurn bis und mit Bielersee eingesetzt. Die elegante Form und der Charme des Schiffes trugen dazu bei, dass sich Gäste und Crew wohlfühlten. Die Beliebtheit der ÖUFI-Boot Flotte wurde immer grösser.
Der Geschäftsentscheid, die Dienstleistungen auszubauen und Fahrten in den unteren Teil der Stadt Solothurn auch mit einem grösseren Boot anzubieten, was leider mit der MS Jurablick nicht möglich war, führte dazu, dass ein Käufer für das Schiff gesucht wurde. Gross war die Freude, dass mit dem Verein Amici del Lago ein Käufer aus der Schweiz gefunden wurde.
2015
Und so hat sich also am 30. September die noch rüstige Dame im stolzen Alter von 96 Jahren mutig auf die Fahrt von der Aare über die Alpen gewagt und ist nach einem unvergesslichen Tag unbeschadet an ihrem neuen Einsatzort in Le Prese am Ufer des Lago di Poschiavo angekommen.
2016
Mit einem grossen Fest wurde die Taufe der Sassalbo am 28. Mai 2016 gefeiert. Als Taufpatin hatten wir die Rhätische Bahn gewonnen, die das Band gekappt hat und damit den Taufakt besiegelte.
Der Rhätischen Bahn sind wir auch heute noch sehr nahe nicht nur die Nähe der Geleise am Puschlaver See verbindet uns, auch die Farbe Rot. Die Verbindung wurde gestärkt durch einige Kapitäne, die in ihrem Hauptberuf Conducteur der Rhätischen Bahn waren.
Im Juni 2019 ist die Sassalbo 100-jährig mit einem fröhlichen Fest gefeiert worden. Die alte Dame fühlt sich auf dem Lago di Poschiavo sehr wohl und zur Gratulation sind einige ebenfalls sehr betagte Fahrzeuge aufgefahren.
Unser Team hat sich sehr bemüht, den Gästen im Valposchiavo durch die Schifffahrt eine gelungene Abwechselung zu bieten.
Seit dem Jahr 2022 haben wir unser Angebot um eine Frühstücksfahrt erweitert. Im Juli, August und September können Hotelgäste aus den teilnehmenden Betrieben ihr Frühstück am Mittwoch auf dem Schiff einnehmen.
Ende 2022 und Frühjahr 2023 wurde die Sassalbo frisch renoviert ein herzliches Dankeschön an unsere Kapitäne, die die Unterhaltsarbeiten unter fachkundiger Führung zum grössten Teil selbst ausgeführt haben.
Am 28. April 2023 wurde die Sassalbo wieder zu Wasser gelassen und Mitte Mai wurde die Saison eröffnet.
Quellenangaben: Hansjakob Burkhardt, Meggen + Barbara Weissbaum, Solothurn